Schneckenkragen

Besonders in diesem Jahr, aber zumindest in meinem Garten jedes Jahr, sind Schnecken ein großes Problem für Hobbygärtner. Man setzt die liebevoll vorgezogenen Pflanzen von der Fenterbank in das Beet, nur um am nächsten Tag zu sehen, dass außer Schleimspuren nichts geblieben ist. Es gibt eine Reihe Hausmittel, die helfen sollen. Praktischerweise im Wikipedia-Artikel zur Schneckenbekämpfung zusammengefasst:

  • Bannkreise aus Eierschalen oder Kaffeepulver
  • Bierfallen, die alle Schnecken aus der Nachbarschaft einladen
  • Kupfer, das nicht nur für Schnecken giftig ist
  • Laufenten — immerhin werden die Pflanzen dann nicht mehr von Schnecken gefressen

Drei dieser vier Strategien haben außerdem den Nachteil, dass sie nicht nur die Wegschnecken bekämpfen, die für die meisten Fraßschäden verantwortlich sind, sondern alle Schnecken. Tatsächlich sind Schnecken mit Gehäuse keine Gefahr für die Nutzpflanzen — im Gegenteil: laut des Wikipedia-Artikels gibt es anscheindend eher den Zusammenhang, dass eine große Weinbergschneckenpopulation mit eher kleinen Populationen der schädlichen Wegschnecke korreliert ist. Und auch nicht alle Nacktschnecken sind schädlich! Meine Lieblingsnacktschnecke, der Tigerschnegel, frisst nicht nur Schneckeneier, sondern sogar ausgewachsene Exemplare.

Der Schneckenkragen

In meinem Garten hat sich der Schneckenkragen bewährt. Das ist ein hohler Zylinder mit Widerhaken nach außen. Einfacher an einem Bild zu zeigen als zu beschreiben.

Schneckenkragen

Dort, wo die 3D-gedruckte Schnecke abgebildet ist, sollte keine Schnecke mehr hingelangen können.

Man steckt ihn einfach mit einer leicht drehenden Bewegung etwa 2 cm tief in den Boden.

Dabei ist unbedingt zu beachten, dass andere Pflanzen nicht zu dicht am Kragen stehen dürfen, da die Schnecken sie ansonsten als Brücken nutzen können.

Und natürlich sollte man sicherstellen, dass sich keine Schnecke im Inneren des Schneckenkragens befindet. Sie verstecken sich gerne unter Steinchen oder Ästen. Am besten lockert man den Boden innerhalb des Scheckenkragens daher einmal auf und befördert dabei zutage tretende Schnecken heraus.

Auch wenn man alles beachtet, kann es sein, dass in der Erde noch Schneckeneier sind, die innerhalb des Kragens schlüpfen.

Man muss also dennoch regelmäßig nachschauen. Aber zumindest in meinem Garten, ist der Unterschied zwischen geschützten und ungeschützten Pflanzen gewaltig.

Die Funktionsweise ist anscheinend nicht ganz klar. Erklärungsansätze, die ich finden konnte, sind, dass der Wechsel von „senkrecht nach oben“ zu „45° nach unten“ nicht im Verhaltensrepertoire von Schnecken enthalten ist. Und dass der Kragen dazu führt, dass die Schnecken auf dem Weg nach oben den Geruch der Pflanzen verlieren und dann verwirrt wieder nach unten kriechen.

Upgrade

Nach meinen (leidvollen) Erfahrungen finden in besonders schneckenreichen Beeten bei feuchtem Wetter einige Schnecken dennoch in den Kragen. Das scheint daran zu liegen, dass sich Schnecken in den Knick verkriechen. Von da aus kriechen sie dann später in eine zufällige Richtung — entweder in den Kragen hinein oder wieder herunter. Zumindest vermute ich, dass dies der Mechanismus ist.

Schnecken im Knick des Kragens

Wenn die Annahme richtig ist, müssen wir also nur verhindern, dass die Schnecken es sich in dem Knick gemütlich machen. In der Einleitung hatte ich kurz erwähnt, dass Schnecken Kupfer vermeiden, denn Kupfer ist giftig für Weichtiere (sowie Einzeller und viele Wassertiere). Der Mechanismus ist anscheinend, dass Schneckenschleim leicht sauer ist und bei Kontakt leicht Kupferionen löst, die für die Schnecke giftig und unangenehm sind. Dafür muss die Schnecke allerdings ausreichend lange Kontakt mit dem Kupfer haben, sodass ein Kupferdraht, der um das Beet liegt, keine Schnecken abschreckt.

Wir können aber das Kupfer nutzen, um die Schnecken davon abzuhalten, sich in dem Knick aufzuhalten, indem wir einen Streifen Kupferfolie möglichst weit oben um den Kragen kleben. Gleichzeitig ist das Kupfer dort unter dem „Dach“ vor Regen geschützt, sodass die Exposition der Umgebung minimiert wird.

Schneckenkragen mit Kupferring

Upgrade 2 — Electric Boogaloo

Wenn dies immer noch nicht ausreicht, um die Pflanzen hinreichend zu schützen, gibt es noch die Möglichkeit den Kragen zu einem Elektrozaun zu modifizieren. Dazu klebt man zwei Streifen Kupferband um den Kragen, sodass sie sich nicht berühren und schließt sie an eine 9 V Batterie an. Um die 9 V Batterie zu halten, habe ich eine Variante des Kragens mit einer Halterung und einer Öffnung für die Kabel erstellt. Damit die Batterie nicht nass wird, sollte man die Oberseite der Öffnung mit Silikonkleber abdichten.

Schneckenkragen mit Batteriefach

Schneckenkragen mit Elektrozaun

Wenn Schnecken nun hochkriechen, schließen sie den Stromkreis und bekommen einen Stromschlag. In der Regel sollten sie sich zurückziehen oder betäubt werden und herunterfallen. Falls diese Methode zu lethal für die Schnecken ist, kann noch ein Widerstand in Reihe an einen der Pole gelötet werden.

Fertigung

Die Fertigung gelingt mit einem 3D-Drucker. Ich habe hierfür ein einfaches Modell designt. Leider benötigt ein hinreichend großer Schneckenkragen, der stabil genug ist, um ihn in den Boden drücken zu können, relativ viel Filament. Bei dem Filament sollte man darauf achten, dass es UV-beständig ist, wie PETG oder ASA. Das sorgt dafür, dass er in der Sonne nicht spröde wird und man ihn viele Jahre nutzen kann.

Künstliche Kunst

Seit der Vorstellung von DALL-E Anfang 2021 sind Text-zu-Bild-Programme im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen. DALL-E 2.0 und Midjourney haben immer wieder mit interessanten, verrückten und überraschend gut aussehenden Bildern auf sich aufmerksam gemacht, die aber immer nur in sehr begrenztem Umfang von ausgewählten Usern auf Servern der Betreibern generiert werden konnten. Aber seit August 2022 gibt es mit Stable Diffusion das erste hochwertige Text-zu-Bild-Modell, dessen Neuronales Netzwerk offen ist und von jedem (der eine Grafikkarte mit genügend Speicher hat) auf dem eigenen Computer genutzt werden kann!

Die grundlegende Funktionsweise ist, dass man dem Modell eine Bildbeschreibung, sogenannte Prompts, gibt und das Modell versucht ein Bild zu rendern, das möglichst gut zu der Beschreibung passt. Die Kunst liegt nun darin, die Bildbeschreibung so zu formulieren, dass das resultierende Bild möglichst gut wird. Wenn wir wissen wollen, wie so eine künstliche Intelligenz überhaupt aussieht, können wir Stable Diffusion darum bitten uns ein Bild von einer zu malen mit dem Prompt „a painting of an artificial intelligence“:

a painting of an artificial intelligence

In der Community findet man häufig Prompts, die mit vielen Adjektiven (wie „intricate“ oder „highly detailed“) oder Künstlernamen (vor allem „Greg Rutkowski“) gespickt sind. Für mich persönlich klingt es nach zu viel Arbeit eine solche Liste von Schlüsselworten an eine knappe Bildbeschreibung zu hängen — ich benutze schließlich eine künstliche Intelligenz, die Bilder zeichnet, damit ich wenig Arbeit habe!

Die offensichtliche Lösung für dieses Problem ist es natürlich ein Sprachmodell zu benutzen, um Prompts zu generieren. Glücklicherweise gibt es mit lexica.art eine Datenbank von Prompts, die man nutzen kann, um ein GPT-2 Modell zu finetunen. So kann man GPT-2 Modell mit „four dimensional space whale“ füttern, GPT-2 macht daraus den Prompt „four dimensional space whale, with recursive spiral eyes, concept art, high detail, intimidating, cinematic, Artstation trending, octane render“, der von Stable Diffusion zu diesem Bild gerendert wird:

Ein vierdimensionaler Weltraumwal

Und damit ich auch keine Arbeit damit habe, die Bilder selbst zu generieren, habe ich einen Twitter-Bot damit beauftragt täglich ein lovecraft’sches Bild zu tweeten: @ACthulhuADay.

Der Glue-Code, der diesen text2prompt2image-Ablauf implementiert (also hauptsächlich Modelle von Huggingface herunterlädt) und diesen Bot antreibt, findet sich auf Github.

Analog-Digital-Analoges Thermometer

Ich habe mir ein analoges Voltmeter zugelegt und möchte es als Thermometer benutzen.

Da der Widerstand von Metallen mit der Temperatur steigt, kann man Temperatur relativ gut messen, indem man einen kalibrierten Widerstand misst. Daher kann man theoretisch mit einem Multimeter auch die Temperatur messen. (In der Praxis wird dies bei Multimetern allerdings in der Regel mithilfe eines anderen Effektes erledigt.)

Da ich mir aber keine Gedanken darüber machen möchte, wie ich eine Schaltung aussehen müsste, um \(15°\mathrm{C}\) in \(1.5 \mathrm{V}\) umzusetzen (vielleicht würde eine Brückenschaltung funktionieren?), wähle ich den einfachen Weg mit einer Reihe integrierter Schaltkreise und einem Microcontroller.

Schaltplan meines Analog-Digital-Analog-Thermometers

Hier ist ein günstiger DS18B20 Temperatursensor, der von einem ESP8266 ausgelesen wird. Dieser steuert dann einen MCP4725 Digital-Analog-Wandler so an, dass er eine Spannung ausgibt, deren Wert in Volt ein Zehntel der gemessenen Temperatur ist. Diese Spannung wird dann von meinem alten Voltmeter gemessen und angezeigt. Hier ist es also gerade \(24°\mathrm{C}\).

Foto meines Analog-Digital-Analog-Thermometers

Hier ist übrigens der simple Code, der beispielsweise mit der Arduino IDE auf einen ESP8266 geflasht werden kann:

#include <Wire.h>
#include <Adafruit_MCP4725.h>
#include <OneWire.h>
#include <DallasTemperature.h>

#define ONE_WIRE_BUS D4
#define MCP4725In A0

Adafruit_MCP4725 MCP4725;

OneWire oneWire(ONE_WIRE_BUS);
DallasTemperature DS18B20(&oneWire);

void setup() {
    Serial.begin(9600);

    DS18B20.begin();
    // 0x60 is the I2C address of my MCP4725A0
    MCP4725.begin(0x60);
}

float getTemperature() {
    float temp;
    do {
      DS18B20.requestTemperatures();
      temp = DS18B20.getTempCByIndex(0);
      delay(100);
    } while (temp == 85.0 || temp == (-127.0));
    return temp;
}

void setVoltage(float value) {
    value /= 10;
    float voltageOut = value*4096/3.3;
    MCP4725.setVoltage(voltageOut, false);

    // read it for testing and maybe calibrating
    int adcInput = analogRead(MCP4725In);
    float voltageIn = (adcInput * 3.3 )/ 1024.0;
    Serial.print("Expected Voltage: ");
    Serial.println(value, 3);

    Serial.print("Measured Voltage: ");
    Serial.println(voltageIn, 3);
}

void loop() {

    float temperature = getTemperature();
    setVoltage(temperature);

    // send temperature to the serial console
    dtostrf(temperature, 2, 2, temperatureString);
    Serial.println(temperatureString);

    delay(1e3);
}